Zeitschrift
für Didaktik der Naturwissenschaften
Wilfried Baalmann, Vera Frerichs, Holger Weitzel, Harald Gropengießer und Ulrich Kattmann
Schülervorstellungen zu Prozessen der
Anpassung - Ergebnisse einer Interviewstudie
im Rahmen der Didaktischen Rekonstruktion
|
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004, S. 29-49 |
Gunter Lind, Gunnar Friege, Lars Kleinschmidt und Angela Sandmann
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Zusammenfassung:
Das eigenständige Problemlösen und
die Bearbeitung von Beispielaufgaben mit
kommentierten Musterlösungen, sogenannten
worked examples, sind zwei Methoden des Lernens,
mit denen Wissen durch Anwendung auf verschiedene,
typische Situationen flexibel genutzt werden
soll, um nicht „träge” zu
bleiben. In einer empirischen Studie wurde
untersucht, welche Gelegenheiten zur Elaboration
beide Methoden bieten und wie Schüler
mit unterschiedlichem Vorwissen („Experten”
und „Novizen”) diese Gelegenheiten
nutzen.
Die Fragestellungen der Studie
beziehen sich auf die Lernaktivität
und die Art der Elaboration beim Lernen mit
beiden Methoden sowie auf die Existenz von
charakteristischen Lernprofilen. Das Untersuchungsmaterial
bestand aus einer Sequenz von Beispielaufgaben
zur Himmelsmechanik und einer Sequenz von
ähnlichen, eigenständig zu lösenden
Problemen. Von den untersuchten Personen
wurden Protokolle des lauten Denkens beim
Lernen mit beiden Methoden erhoben, transkribiert
und nach einem entwickelten Kategoriensystem
analysiert. Die Ergebnisse der Studie legen
eine Relativierung der mit dem Lernen mit
Beispielaufgaben in der Literatur oft geäußerten
Hoffnung nahe: Auch hier spielt wie beim
eigenständigen Problemlösen das
Vorwissen eine entscheidende Rolle und zwar
sowohl was die Quantität (Lernaktivität)
als auch was die Qualtität (Art der
Elaboration) angeht. Inwiefern Beispielaufgaben
beim Lernen differenziert, d.h. innerhalb
von Lerngruppen mit einer Varianz im Vorwissen,
eingesetzt werden können, und welche
Vorteile sie gegenüber dem eigenständigen
Problemlösen bieten, wird diskutiert.
Abstract:
Independent problem-solving and working on
problems with commented solutions, so called
‚worked examples‘, are two
methods of learning where knowledge should
be used flexibly by applying it to different
typical situations, avoiding that the knowledge
remains „inert”. An empirical
survey shall reveal which opportunities for
elaboration are given by both methods and
how pupils with different previous knowledge
(„experts” and „novices”)
use them. The survey regards the question
of learning activity and the manner of elaboration
while learning with both methods as well
as the existence of characteristic learning
profiles. The examination material was made
up of a sequence of ‚worked examples‘
regarding the celestial mechanics and a sequence
of similar problems, which were to be solved
independently. Thinking aloud recordings
were taken from the subjects while they were
learning with both methods, transcribed and
analysed with aid of a category system. The
results of the survey suggest the relativisation
of hope embodied in the literature regarding
the learning with ‚worked examples‘:
(as in independent problem solving) previous
knowledge plays also here a crucial part
concerning quantity (learning activity) as
well as quality (manner of elaboration).
To what extent ‚worked examples‘
are suitable for groups with varying previous
knowledge and which advantages they have
compared with independent problem solving,
is been discussed.
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004, S. 51-69 |
Maike Tesch und Reinders Duit
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Zusammenfassung: Die Rolle des Experiments im Unterricht ist eine zentrale Fragestellung des Projekts „Lehr-Lern-Prozesse im Physikunterricht - eine Videostudie”, die im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms BIQUA am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) in Kiel durchgeführt wird. Ein Kategoriensystem zur Videoanalyse von Unterrichtsexperimenten sowie Ergebnisse der ersten Projektphase werden vorgestellt. Ziel dieser Analysen ist eine Beschreibung der methodischen Gestaltung von Unterrichtsphasen, in denen das Experimentieren eine Rolle spielt. Die Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass das Experimentieren trotz relativ kurzer Handlungsphasen (28 %) den Unterrichtsverlauf zu großen Teilen, durchschnittlich 64 %, beeinflusst. Typisch für eine Physikstunde im Anfangsunterricht sind Demonstrationen, die in ein Klassengespräch eingebettet sind, und instruktions-orientierte Schülerexperimente. Es zeigt sich, dass die Vor- und Nachbereitung von Experimenten, also die Einbettung in den Unterrichtsverlauf, eine wichtige Bedeutung für die Qualität des untersuchten Physikunterrichts hat.
Abstract:
A major research concern of the project ”A
Video Study on Teaching and Learning in Physics
Instruction” carried out by the Leibniz
Institute for Science Education (IPN) is
the role of practical activities. The study
is part of the priority program ”BiQua”
funded by the German Research Foundation
(DFG). The coding scheme on practical activities
developed for an analysis of video-taped
physics lessons and results of the first
phase of the project are presented. This
analysis is aimed at a description of instructional
patterns of practical activities in German
physics instruction. Practical activities
play a significant role in the observed physics
lessons. On average 64 % of the total
lesson time are influenced by practical activities,
although actually carrying out experiments
is observed in just 28 %. A typical
lesson would be composed of a demonstration
within a classroom talk, or an instruction
oriented student activity. The introduction
and the discussion, i.e. the embedding
of practical activities, is crucial for the
quality of practical activities in the observed
physics instruction.
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004, S. 71-87 |
Detlef Urhahne und Martin Hopf
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Zusammenfassung: Epistemologische Überzeugungen sind Vorstellungen über die Struktur des Wissens und des Wissenserwerbs. Durch eine Vorstrukturierung der wahrgenommenen Inhalte beeinflussen sie das Lernen. Wissenschaftlich angemessene epistemologische Überzeugungen sind zudem Kernbestandteil einer naturwissenschaftlichen Grundbildung. Der Beitrag stellt die Übersetzung eines Messinstrument zur Erfassung epistemologischer Überzeugungen in den Naturwissenschaften (Conley, Pintrich, Vekiri & Harrison, 2004) vor und untersucht die Zusammenhänge zu anderen lernrelevanten Konstrukten. 167 Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse nahmen an der Fragebogenuntersuchung teil. Die vermutete vierdimensionale Faktorenstruktur des Messinstruments konnte durch die Studienergebnisse repliziert werden. Höher entwickelte epistemologische Überzeugungen stehen in einem positiven Zusammenhang mit Leistungsmotivation und den fachspezifischen Selbstkonzepten in Biologie und Physik. Eine stärkere Überzeugung von der Sicherheit des Wissens verbindet sich mit der Bevorzugung von einfachen Memorierstrategien. Eine stärkere Überzeugung von der Veränderlichkeit des Wissens, eine angemessenere Einschätzung der Rolle von Experimenten für den naturwissenschaftlichen Wissenserwerb und eine stärkere Überzeugung von Autoritäten als Wissensvermittlern gehen mit kognitiv aufwändigeren Lernstrategien einher.
Abstract:
Epistemological beliefs are beliefs about
the nature of knowledge and knowing. They
influence learning by previously structuring
perceived contents. Furthermore, scientifically
appropriate epistemological beliefs
are a constituent part of scientific literacy.
The article presents the translation of a
measuring instrument for assessing epistemological
beliefs in science (Conley, Pintrich, Vekiri,
& Harrison, 2004). Relationships to
other concepts of learning are investigated.
One hundred and sixty-seven ninth class students
took part in the questionnaire study. Study
results could replicate the assumed four-dimensional
factor structure of the measuring instrument.
More sophisticated epistemological beliefs
are positively related to achievement motivation
and domain-specific self concepts in biology
and physics. A stronger belief in the certainty
of knowledge is associated with a preference
for simple rote learning strategies. A stronger
belief in the development of knowledge, an
appropriately appreciation of the role of
experiments for scientific knowledge acquisition,
and a stronger belief in authorities as imparting
knowledge are positively related to cognitively
elaborated learning strategies.
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004, S. 89-115 |
Susanne Bögeholz, Corinna Hößle, Jürgen Langlet, Elke Sander und Kirsten Schlüter
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Zusammenfassung: In diesem Beitrag werden zehn Modelle zur Behandlung ethischer Fragen im Unterricht vorgestellt. Die Modelle werden hinsichtlich ihrer jeweiligen Schwerpunktsetzungen in drei Gruppen klassifiziert: 1. Modelle, die in unterschiedlicher Art und Weise die ethische Reflexion in den Vordergrund stellen, 2. Modelle, die implizit oder explizit auf dem Modell zur Entwicklung moralischer Urteilsfähigkeit von Lawrence Kohlberg gründen und entsprechend die Auseinandersetzung mit Werte-Dilemmata betonen, 3. Modelle, die speziell für Herausforderungen in der Umweltbildung und der Bildung für Nachhaltige Entwicklung entwickelt wurden.
Abstract:
This article presents ten models for teaching
ethical questions. They are classified into
three groups focussing on the following special
aspects: (i) Models displaying different
modes of ethical reflection; (ii)
models, implicitly or explicitly based on
the model of Lawrence Kohlberg about development
of moral judgment and, correspondingly, stressing
discussion of value dilemmas; (iii)
models which have specially been developed
for the challenges of environmental education
and education for sustainable development.
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004, 117-145 |
Peter Reinhold
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Zusammenfassung:
Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen
Reformdiskussion um die Aufgaben der Lehrerausbildung
werden die Inhalte fachdidaktischer Ausbildung
und die zu vermittelnden Kompetenzen dargestellt.
Für eine wissenschaftliche Ausbildung
wird die Absicherung dieser Inhalte und Kompetenzen
durch fachdidaktische Forschung gefordert
und es werden in Bezug auf den aktuellen
Forschungsstand Desiderata aufgezeigt.
Weiter
wird aus fachdidaktischer Sicht der gegenwärtige
Stand der Wirkungs-, Struktur und Qualitätsdebatte
in Deutschland dargestellt und über
fachdidaktische Untersuchungen zur Wirksamkeit
der Lehrerausbildung berichtet. Diese Untersuchungen
werden in die internationale Diskussion eingeordnet
und in einem theoretischen Modell über
Wirkungszusammenhänge in der Lehrerausbildung
zusammengefasst, das zugleich die Desiderata
in diesem Feld erkennen lässt. Abschließend
werden ausgehend von diesem Modell Elemente
eines fachdidaktischen Forschungsprogramms
zur empirischen Untersuchung der Wirksamkeit
der Lehrerausbildung vorgeschlagen.
Abstract:
In view of the current debate on a reform
of teacher education this article focuses
on the contents, aims and objectives of teacher
training in science education and the competencies
professional teachers need. It is claimed
that curricula of scientific teacher education
programs need to be grounded on research-based
knowledge and scientifically validated practices.
With respect to the results of recent research
in science education desiderata are listed.
Further, from a science education perspective
follows a description of the contemporary
debate on the efficiency, structure and quality
of teacher education programs and a presentation
of the main national results of science educational
research on the efficiency of teacher training.
The results are related to the international
debate on the quality of teacher education
and summarized in a theoretical model showing
the relevant factors and their effects in
teacher education as well as the desiderata
for future research. Based on this model
relevant elements of a science educational
research program focusing on the efficiency
of teacher training are suggested.
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004, 147-161 |
Christoph T. Müller und Reinders Duit
Artikel im pdf-Format (0,8 MB)
Zusammenfassung: Im Rahmen einer Videostudie des IPN zum Anfangsunterricht in Physik wurde die Sachstruktur aller aufgezeichneten Unterrichtsstunden in Form von sachlogischen Flussdiagrammen rekonstruiert. Diese Diagramme dienen einerseits dazu, die sachliche Stimmigkeit (also die fachliche Qualität des Unterrichts) zu beurteilen und die unterschiedlichen Wege der beteiligten Lehrkräfte bei der Einführung der Begriffe und Prinzipien (hier zum elektrischen Stromkreis und zum Kraftbegriff) zu analysieren. Andererseits erlauben die Diagramme auch, allgemeinere Merkmale des inhaltlichen Aufbaus und ihren Zusammenhang mit der Leistungsentwicklung der Schülerinnen und Schüler zu untersuchen. In der hier vorgelegten Studie berichten wir über Ergebnisse zu diesem Aspekt. Es zeigt sich, dass eine hohe Vernetztheit der inhaltlichen „Elemente” und ein hoher Einbezug von Vorwissen mit einem höheren Lernerfolg assoziiert sind.
Abstract:
A video study has been carried out to investigate
predominating structures and scripts of German
introductory physics instruction. The content
structure of each video-documented lesson
was reconstructed by using logical flow diagrams.
On the one hand, these diagrams allow to
evaluate whether the lessons are sound from
the physics point of view, i.e. they provide
information on a key feature of instructional
quality. They also provide valuable insights
into the different paths to the concepts
and principles (in the video study the electric
circuit and the force concept) the participating
teachers chose. On the other hand, the diagrams
allow to investigate relations between general
structural features of the lessons and the
development of student achievement. The study
presented here deals with the latter issue.
It turns out, for instance, that a high degree
of interrelatedness of the content elements
and a high degree of taking pre-instructional
knowledge into account is linked to better
achievement.
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004, S. 163-181 |
Thorsten Bell
Artikel im pdf-Format (0,7 MB)
Zusammenfassung:
Der vorliegende Artikel beschreibt Zugänge
für Schülerinnen und Schüler
der S II zum Themenbereich Komplexe Systeme
und Selbstregulation. Er leistet damit einen
Beitrag zu einer didaktischen Rekonstruktion
der nichtlinearen Dynamik. Anhand einer fächerübergreifenden
Sequenz von Beispielsystemen entdecken Schüler
durch grafische Konstruktion die Strukturprinzipien
Rückkopplung und Fließgleichgewicht
und lernen, sie zur qualitativen, analogiebasierten
Erklärung von Prozessen der Selbstregulation
einzusetzen.
Eine dreiteilige Lernprozessstudie
wurde in Form von Lerninterviews mit insgesamt
19 Zweiergruppen von Schülerinnen und
Schülern aus Physik-Grundkursen des
11. und 12. Jahrgangs durchgeführt.
Die Studie erbrachte detaillierte Einblicke
in Schülerlernprozesse. Die qualitative
Auswertung der transkribierten Lerninterviews
und der Schülerzeichnungen belegt zum
einen, wie die Schülerlernprozesse erfolgreich
in zyklische Phasen selbstständiger
grafischer und mentaler Konstruktion und
geleiteter Reflexion gegliedert werden können.
Des Weiteren wird deutlich, dass sich die
Lernprozesse auf mehreren Ebenen abspielen
und dass die Abstraktion von Anwendungsregeln
für systemische Prinzipien den bereichüberschreitenden
Transfer erleichtert.
Abstract:
This article describes accesses to the subject
of complex systems and self-regulation for
students at upper secondary level. Following
an interdisciplinary sequence of exemplary
systems, students discover and construct
the structural principles of feedback and
dynamic equilibrium by drawing sketches.
They learn to use these principles for qualitative,
analogy-based explanations of processes of
self-regulation. In order to start an educational
reconstruction of this field, a learning
process study consisting of three parts was
carried out with 19 pairs of students who
were enrolled in basic physics courses in
either grade 11 or 12.
The detailed qualitative
analysis of learning interviews and students’
drawings shows how to organise students‘
learning processes in alternating phases
of self-guided exploration of model systems
and stimulated reflection. The usefulness
of self-guided graphical construction for
the analysis of complex systems, and the
positive effects of meta-cognitive processes
on cross-domain transfer are demonstrated.
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004, S. 183-204 |
Thorsten Bell
Artikel im pdf-Format (224 KB)
Zusammenfassung:
Der vorliegende Artikel knüpft an den
Beitrag Bell (2004a) an, in dem eine SII-Lerneinheit
zum Thema Komplexe Systeme und Selbstregulation
vorgestellt worden ist, die auf einer Sequenz
selbstregulierender Beispielsysteme aufbaut
und die Strukturprinzipien Rückkopplung/Regelkreis
und Fließgleichgewicht herausarbeitet.
Dort sind das Design, die Durchführung
und Teile der Ergebnisse einer dreiteiligen
Lernprozessuntersuchung mit insgesamt 19
Zweiergruppen von Schülerinnen und Schülern
aus Physik-Grundkursen des 11. und 12. Jahrgangs
beschrieben worden. Bell (2004a) hat ein
Konzeptentwicklungsmodell dargestellt und
auf dieser Basis Entwicklungen verschiedener
Konzeptkomponenten bei den Probanden analysiert.
Der vorliegende Beitrag geht auf die Studienergebnisse
in weiteren Analyserichtungen ein. Es wird
belegt, dass die gemeinschaftliche Konstruktion
von Skizzen zu den genannten Strukturprinzipien
die selbstgesteuerte Exploration der Beispielsysteme
sowie die Abstraktion von Konzepten deutlich
fördert.
Darüber hinaus hat
das grafische Konstruieren große Bedeutung
für die Rekonstruktion von Strukturkonzepten
in größerem zeitlichem Abstand
(Nachuntersuchung). Das selbstständige
Skizzieren erweist sich als sehr hilfreiches
Werkzeug eines anwendbaren systemischen Denkens
und fördert den bereichsüberschreitenden
Transfer.
Abstract:
This article follows up the Bell (2004a) contribution,
in which a learning unit for upper secondary
level is described. The unit addresses the
field of complex systems and self-regulation
by dealing with a sequence of exemplary systems
and working out the structural principles
of feedback and dynamic equilibrium. The
design, the performance and some results
of a three-part learning process study with
19 pairs of students visiting a basic physics
course in either grade 11 or 12 have been
reported. This article presents the study’s
results in further directions of analysis,
an important one being students’ joint
construction of sketches representing the
structural principles mentioned. The graphical
construction clearly fosters self-guided
exploration of exemplary systems and serves
as basis for the abstraction of structural
concepts. Furthermore, students’ graphical
expressions of ideas play an immense role
for the reconstruction of concepts after
a longer period (long-term test). Self-guided
graphical construction proves to be a very
important tool for systemic thinking and
clearly helps students to transfer structural
principles across domain boundaries.
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004, S. 205-219 |
Roland Berger und Martin Hänze
Artikel im pdf-Format (270 KB)
Zusammenfassung:
Entsprechend der Selbstbestimmungstheorie
der Motivation von Deci & Ryan ist
ein günstiger Einfluss des so genannten
Gruppenpuzzles auf die Befriedigung der grundlegenden
psychologischen Bedürfnisse nach sozialer
Eingebundenheit, Autonomie- und Kompetenzerleben
zu erwarten.
Um diese Vermutung in Bezug
auf Physikunterricht zu prüfen, wurden
zwei an den Interessen von Schülerinnen
und Schülern orientierte Unterrichtseinheiten
zum Rasterelektronenmikroskop und Mikrowellenofen
entwickelt und im Rahmen des Gruppenpuzzle
bzw. in durchgehend frontaler Form in Grundkursen
der 12. Jahrgangsstufe unterrichtet.
Es
hat sich gezeigt, dass sich das Gruppenpuzzle
entsprechend der Erwartungen günstig
auf die grundlegenden Bedürfnisse, die
intrinsische Motivation und kognitive Variablen
auswirkt. Ob dies besser gelingt als im Frontalunterricht,
hängt allerdings vom Thema des Unterrichts
ab. Die Leistungen in den Wissenstests unterscheiden
sich zwischen den beiden Methoden nicht.
Betrachtet man jedoch nur die „Expertenaufgaben”,
so ergeben sich Vorteile des Gruppenpuzzles
gegenüber dem Frontalunterricht.
Abstract:
According to the Self-Determination Theory
by Deci and Ryan the jigsaw method should
promote the basic psychological needs for
social relatedness, competence, and autonomy
in a favourable way.
To investigate
this assumption in the domain of physics
education the contents „scanning electron
microscopy” and „microwave oven”
were instructed within the jigsaw method
as well as in a direct instruction approach.
In
conclusion the study shows that the jigsaw
method promotes the basic needs, the intrinsic
motivation and cognitive variables. But it
depends on the learning object if the results
are better than in the direct instruction
approach. No significant differences were
observed in achievement. But focusing on
the „expert” parts of the knowledge
test the jigsaw groups scored higher than
the direct instructed groups.
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004, S. 221-232 |
Annette Upmeier Zu Belzen und Franka Christen
Artikel im pdf-Format (368 KB)
Zusammenfassung:
Der Beitrag beschäftigt sich mit den
Einstellungen von Schülern der Sekundarstufe
I zu Schule und Biologieunterricht. Eine
Einstellung ist eine psychologische Tendenz,
Objekte, Personen oder Verhalten mit einem
bestimmten Ausmaß an Zustimmung oder
Ablehnung zu bewerten. Nach vier Jahren in
der „integrierten Gesamtschule Grundschule”
werden die Schüler extern differenziert
und in getrennten Schularten der weiterführenden
Schulen unterrichtet. Für diesen Bereich
stellen sich die Fragen: Welche qualitativ
unterscheidbaren Einstellungsausprägungen
gegenüber Schule und Biologieunterricht
können bei Schülern der Sekundarstufe
I identifiziert werden? Welche quantitative
Verteilung der Schüler auf diese Einstellungsausprägungen
finden sich in den Jahrgangsstufen 5 bis
10 der verschiedenen Schularten?
Die
schriftliche Befragung von 1508 Schülern
fand in Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien
statt. Mit Hilfe des Mixed Rasch-Modells
wurden vier latente Kategorien, die Einstellungsausprägungen,
identifiziert: Der Lernfreude-Typ, der Zielorientierte
Leistungs-Typ, der Gelangweilte Typ und der
Frustrierte Typ. Über die Sekundarstufe
I hinweg ergibt sich ein interpretierbares
Bild bei den Zugehörigkeiten zu den
Gruppen.
Abstract:
The investigation deals with the attitudes
of pupils of the Sekundarstufe I (fifth to
tenth grade) concerning school and biology
instruction. An attitude is a psychological
tendency to evaluate objects, persons or
behaviour with a certain extent of agreement
or refusal. In the German system the pupils
are externally differentiated after four
school years in primary school and they are
taught in separate school types („Hauptschule”,
”Realschule”, ”Gymnasium”,
”Gesamtschule”) during the next
years. The investigation deals with the following
questions: Which qualitative attitude expressions
towards school and biology instruction are
to be found among pupils in Sekundarstufe
I-age? How are the pupils distributed
quantitatively into these attitude expressions
from the fifth up to the tenth grade?
The
investigation of 1508 pupils took place in
Hauptschulen, Realschulen (six-form high
schools) and Gymnasien (high Schools). Four
latent categories, the attitude expressions,
could be identified with the help of the
Mixed Rasch-Model: The zest-for-learning
type, the aim-oriented-achievement-type,
the bored type and the frustrated type. Over
the Sekundarstufe I an interpretable picture
results from the different constellations
of each school year.
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004, S. 233-255 |
Ari Widodo und Reinders Duit
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Zusammenfassung:
Seit rund 20 Jahren spielen konstruktivistische
Sichtweisen in der naturwissenschaftsdidaktischen
und psychologischen Lehr-Lern-Forschung eine
wichtige Rolle. Konstruktivistische Ansätze
scheinen insgesamt gesehen besser als traditionelle
geeignet zu sein, Schülerinnen und Schüler
zu einer naturwissenschaftlichen Grundbildung
im Sinne von „scientific literacy”
zu führen. In einer Reihe von Studien
hat sich gezeigt, dass sie mit besseren Lernergebnissen
verbunden sind. Qualitätsentwicklungsprogramme
(wie in Deutschland das BLK Modellversuchsprogramm
SINUS) basieren in der Regel auf konstruktivistischen
Ideen. Es zeigte sich aber, dass es außerordentlich
schwer ist, diese konstruktivistischen Ideen
in der Praxis zu etablieren.
Es gibt
eine große Kluft zwischen dem Wissensstand
zu effektivem Lehren und Lernen in der Lehr-Lern-
Forschung und der unterrichtlichen Praxis.
Die Studie, die hier vorgestellt wird, ist
Teil der IPN-Videostudie Physik, die in das
Schwerpunktprogramm „BiQua” der
Deutschen Forschungsgemeinschaft eingebettet
ist.
Ziel der Studie ist es, zu untersuchen,
in wie weit die Praxis „normalen”
Physikunterrichts „konstruktivistisch
orientiert” ist. Auf Video aufgezeichnete
Unterrichtsstunden von 13 Lehrkräften
wurden mit dem Kategoriensystem KONU (Konstruktivistisch
Orientierter Naturwissenschaftlicher Unterricht)
analysiert. Es stellte sich heraus, dass
zentrale Kennzeichen konstruktivistisch orientierter
Lernumgebungen nur selten beobachtet werden
konnten. Es zeigte sich auch, dass die Entwicklung
der Leistung in solchen Klassen besser ausfiel,
in denen bestimmte Kennzeichen (wie zum Denken
herausfordernde Probleme anbieten oder an
Schülervorstellungen anknüpfen)
häufiger beobachtet werden konnten.
In Interviews mit den Lehrkräften wurde
klar, dass die meisten von ihnen keine konstruktivistischen
Sichtweisen vom Lehren und Lernen besitzen
und dass sie über die Ergebnisse der
aktuellen Lehr-Lern-Forschung kaum informiert
sind.
Abstract:
Since the 1980s constructivist views have
played an important role in science education
research and in research on learning and
instruction in general. It appears that constructivist
approaches are better suited than ”traditionally”
oriented approaches to address key issues
of recent conceptions of scientific literacy.
There is also evidence that they allow more
efficient teaching and learning processes.
Recent quality development projects are usually
based on constructivist ideas. However, it
turned out that it is rather difficult to
set constructivist ideas into practice. There
is a large gap between what research on teaching
and learning has to offer instructional design
on the one hand and instructional practice
in normal classes on the other. The study
presented here is part of the ”IPN
- Physics Video Study” which is a
project within the ”BiQua” Priority
Program of the German Science Foundation.
The main aim is to investigate whether the
teaching practice of a sample of German physics
teachers meets key characteristics of constructivist
learning environments as proposed in the
literature. A category system called COSC
(Constructivist Oriented Science Classes)
was developed to identify the extent constructivist
characteristics may be observed in the lessons
of the 13 teachers of the sample. It turned
out that key characteristics of constructivist
oriented learning environments are not frequently
observed. Preliminary analyses revealed that
if certain features occur more frequently
(like providing thought provoking problems
and addressing students’ ideas) the
development of achievement is better. Interviews
clearly showed that most teachers do not
hold constructivist views of teaching and
learning and that they are not informed about
key results of research on teaching and learning.
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004 |
Kurzberichte
Erich Starauschek
Bemerkungen zum Fachlernen als Sprachlernen
- Aspekte des ersten interdisziplinären
Fachdidaktik-Workshop zum Fachlernen als
Sprachlernen
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004 |
Kurzberichte
Christoph Rhöneck
Intensive Diskussionen über Forschungsvorhaben
- Doktorandenkolloquium der GDCP in Calw
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004 |
Buchbesprechungen
Michael Komorek
J. Willer: Didaktik des Physikunterrichts
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 10, 2004 |
Buchbesprechungen
Prof. Dr. Helmut Fischler
G. Merzyn: Lehrerausbildung - Bilanz und Reformbedarf
Zeitschrift
für Didaktik der Naturwissenschaften
Biologie, Chemie, Physik
Stand:
20.05.2005
ZfDN-Redaktion